Inklusion ist ein Begriff, der selbst unter Fachleuten nur schwer zu definieren ist.
Was aber klar ist: Barrierefreiheit ist nur das Mittel zum Zweck der Inklusion.
Rollstuhlfahrer*innen, die eine Rampe im Hinterhof statt den Haupteingang nehmen müssen. Denn der Haupteingang ist nicht schwellenlos.
Sehbehinderte Menschen, die nach einer gut lesbaren oder hörbaren Speisekarte fragen müssen. Denn die Standardkarte hat eine kleine Schrift mit schlechten Kontrasten.
Solche Speziallösungen werden ausschließlich für Menschen mit Behinderung geschaffen. Sie werden Menschen ohne Behinderung nicht angeboten. Sondern müssen bei Bedarf aktiv angefordert werden. So entsteht zwar Barrierefreiheit, aber keine Inklusion. Im Gegenteil, oft sind solche Lösungen diskriminierend.
Deshalb wünschen sich Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderung auch Universal Design statt Speziallösungen.
Sobald Universal Design angewendet wird, werden barrierefreie Lösungen zum Standard, der allen Menschen zur Verfügung steht.
Denken Sie an Braille-Schrift auf der Verpackung von Medikamenten. Das ist ein Standard für ALLE Medikamente, für ALLE Patient*innen.
Blinde Menschen müssen also nicht beim Apotheker extra um die Braille-Prägung bitten.
Oder Bahnhöfe mit ausschließlich schwellenlosen Übergängen, automatischen Türen und einem taktilen Leitsystem. Das ist heute schon eine Selbstverständlichkeit und gesetzlich vorgeschrieben.
Inklusion durch Design für alle hat auch für alle Vorteile: Für die einen ist es die Voraussetzung für den Zugang zu Örtlichkeiten oder Informationen. Für alle bietet Universal Design mehr Komfort. Und für die Anbieter*innen vergrößert sich der Kundenkreis.
Nachträgliche Lösungen, um die gesetzlichen Mindestvorgaben zur Barrierefreiheit herzustellen, sind immer teurer, meist optisch unattraktiv und selten inklusiv.
Wer von Anfang an, bei der Produktentwicklung oder Gebäudeplanung, versucht, möglichst vielen Menschen möglichst einfachen Zugang zu bieten, wird am Ende ein wirklich kundenfreundliches und damit erfolgreiches Ergebnis erzielen. Universal Design oder Design für alle vermeidet Speziallösungen, spart Geld und sorgt für echte Inklusion.
Zugang zu 96 % aller Informationen erfordert Lesen, was für 50 % der Menschen schwierig ist.
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