Barrierefreie ID Dokumente, also Reisepässe, Personalausweise und Führerscheine, werden erst langsam zum Thema.
Achim Hildebrandt, Experte und Mitglied des „Advisory Committees“ des Fachmagazins
ID & Secure Documents News, hat dazu einen sehr interessanten Artikel verfasst. Wir haben ihn für Sie gelesen und zusammengefasst:
Die Anforderungen an von EU Ländern ausgestellte ID Dokumente, insbesondere Reisepässe, behandeln vor allem technische Normen für Sicherheitsmerkmale und biometrischen Daten.
Diese sind in der VERORDNUNG (EG) Nr. 2252/2004 DES RATES vom 13. Dezember 2004 geregelt.
Hinsichtlich Barrierefreiheit ist der Artikel 4 (1) interessant: „Unbeschadet datenschutzrechtlicher Bestimmungen haben Personen, denen ein Pass oder ein Reisedokument ausgestellt worden ist, das Recht, die personenbezogenen Daten in dem Pass oder dem Reisedokument zu überprüfen und gegebenenfalls eine Berichtigung oder Löschung zu beantragen.“
Die Ausübung dieses Rechts sollte auch sehbehinderten und blinden Menschen möglich sein, und zwar – im Sinne von Barrierefreiheit – ohne fremde Hilfe. Allerdings enthält die Verordnung bislang nur diesen Grundsatz, aber keine Pflicht für barrierefreie ID Dokumente.
Im gesellschaftspolitischen Dialog spielen Themen wie Gender, Diversität, Teilhabe und Barrierefreiheit mehr denn je eine wichtige Rolle.
Diese Diskussion strahlt somit auch auf die ID Nachweisthematik aus. Denn diese Dokumente dienen schon lange nicht mehr nur zum Nachweis der Identität, sondern erfüllen auch gesellschaftspolitische Realitäten.
Dem wurde durch entsprechende Anpassungen Rechnung getragen: z.B. durch den Wegfall von Daten zu Größe und besonderen Merkmalen. Oder durch die Aufnahme von „divers“ als Geschlecht.
Das Thema Barrierefreiheit ist jedoch noch immer ungelöst. Dabei ist es höchste Zeit.
Das liegt einerseits an den Vorgaben, wie der UN Deklaration über die Rechte von Menschen mit Behinderung, und andererseits am sich verändernden Zeitgeist.
In der EU leben um die 90 Mio. Menschen, die nicht wirklich lesen können, sei es aufgrund von Blindheit oder Sehbehinderung, kognitiven Einschränkungen oder Leseschwäche.
Das zeigt mehr als deutlich, dass barrierefreie ID Dokumente von Nöten sind und künftig mehr nachgefragt werden.
Portugal war der erste EU-Mitgliedsstaat, der eine Braille-Version des e-passports (PEP) eingeführt hat.
Allerdings hat Braille den Nachteil, dass nur Wenige (20-25%) der blinden Menschen Braille beherrschen.
Die genannten Millionen anderen Menschen mit Leseproblemen können von Braille nicht profitieren.
Malta verwirklicht seit Herbst 2019 einen anderen, deutlich barrierefreundlicheren Ansatz.
Man wählte Audio-Format, da es Barrierefreiheit für wesentlich mehr Menschen ermöglicht.
Zur Umsetzung entschied man sich für SpeechCode. Dieser Code enthält die Daten des Reisepasses direkt im Code, daher ist kein Internetzugang zu sensiblen Datenbanken nötig. Mit der kostenlosen, barrierefreien SpeechCode App gescannt, werden die Daten am Display in großer Schrift und mit starken Kontrasten angezeigt und gleichzeitig vorgelesen.
Zugang zu 96 % aller Informationen erfordert Lesen, was für 50 % der Menschen schwierig ist.
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