Wer schon einmal vor der Aufgabe stand, eine barrierefreie Broschüre zu gestalten, weiß: Das ist eine Wissenschaft!
Kein Wunder, dass die barrierefreie Broschüre nun sogar Gegenstand einer Masterarbeit wurde. Enrico Holzheuser, Absolvent der Uni Merseburg, schrieb seine Masterthesis zum Thema „Barrierefreies Grafikdesign – Gestaltung einer barrierefreien Broschüre für Menschen mit Sehbehinderung anlässlich des Alumnitreffens der Hochschule Merseburg„.
Seine Erkenntnisse sind auch für PraktikerInnen hilfreich. Die komplette Arbeit mit allen Details finden Sie im Download-Bereich rechts von diesem Text. Und für Eilige gibt es hier einen Überblick:
Diese Forschungsfrage ist alles andere als trivial: „Wie kann das Informationsmedium „Broschüre” für die Zielgruppe sehbehinderter Menschen barrierefrei gestaltet und zugänglich gemacht werden?“
Im ersten Teil der Arbeit gibt es Infos zur Problemstellung und den rechtlichen Rahmenbedingungen, sowie die Definition der Teilforschungsfragen:
Das Ziel ist eine barrierefreie, gedruckte Broschüre, die gut aussieht und deren Inhalt mit und ohne Sehbehinderung zugänglich ist.
Dabei wird vor allem das graphische Design behandelt.
Dass Fontarten, Schriftgrößen, Zeichen- und Zeilenabstände, Farben und Kontraste für die Zugänglichkeit von Menschen mit Sehbehinderung eine wichtige Rolle spielen, ist hinlänglich bekannt.
In dieser Arbeit werden diese Punkte aber zusätzlich mit den entsprechenden DIN Normen untermauert.
Grundsätzlich zeigt diese Thesis eines: Eine optimal barrierefreie Broschüre zu gestalten, benötigt viel Know-How und Zeit.
Barrierefreies Graphikdesign will gelernt sein!
Deshalb setzen die meisten Unternehmen und öffentliche Stellen auf Experten, die Printmedien entsprechend gestalten oder auf Barrierefreiheit überprüfen, wie z.B. leserlich.info, ein Angebot des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes.
Wenn es um eine barrierefreie Broschüre geht, steht das barrierefreie PDF als Lösung hoch im Kurs.
Denn sogenannte Screen Reader können den Inhalt eines PDFs einfach vorlesen. Natürlich nur, wenn die Zielgruppe über Internetzugang, Smartphone, Tablet oder PC samt einer Screen Reader Software verfügt.
Die Arbeit stellt sehr ausführlich dar, wie aus einem Ausgangstext mittels InDesign ein barrierefreies PDF entsteht:
Welche gesetzlichen Vorgaben und Standards erfüllt werden müssen, welche Tools zur Verfügung stehen, wie und wo z.B. Tags zu setzen sind oder wie Textstrukturen, Links, Tabellen, Bilder und graphische Elemente zu behandeln sind. Und natürlich, wie man die Barrierefreiheit aller Elemente eines PDF dann auch überprüft.
Zitat: „Der Aufwand bei der Umsetzung steigt mit der Nutzung von komplexen Listen, Tabellen und Formularfeldern. Für Nichtexpert*innen stellt vor allem die Analyse der gefundenen Fehler und das Lösen große Probleme dar, da nicht für alle Fehler Workarounds gefunden werden konnten, um sie zu lösen.“
Ein mitgedruckter Speech Code ist für die barrierefreie Broschüre eine einfache Alternative zu den komplexen PDFs. Und hat den Vorteil, dass Menschen mit und ohne Sehbehinderung dasselbe Printmedium nützen können – ohne Internetzugang. Und den Komfort des Vorlesen Lassens genießen können.
Lt. Masterthesis ist „aus Sicht eines Gestalters bezüglich des Speech Codes die Einfachheit der Umsetzung als sehr positiv zu bewerten. Im Vergleich zu einer Umsetzung in ein barrierefreies PDF kann eine Broschüre weitaus schneller mit einem Speech Code umgesetzt werden.“
Natürlich wurden die „Usability-Tests“ aller Varianten mit der Zielgruppe wissenschaftlich erfasst und ausgewertet.
Besonders erfreulich für SpeechCode war das zusätzliche Feedback: „Am besten hat mit die SpeechCode-Version gefallen. Ohne VoiceOver kann ich da die Schrift super vergrößern. Die Navigation ist einfach und freundlich in der Bedienung.“
Zugang zu 96 % aller Informationen erfordert Lesen, was für 50 % der Menschen schwierig ist.
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