Weil Schulpflicht in der westlichen Welt seit Jahrhunderten besteht, gehen wir davon aus, dass alle Menschen problemlos Lesen und Schreiben können. Aber selbst innerhalb der EU leben Millionen von Menschen, die dabei große Schwierigkeiten haben.
Dieser Begriff bedeutet, dass eine Person das Alphabet kennt, in der Lage ist, ihren Namen zu schreiben und kurze Wörter zu lesen. Funktionale Analphabeten sind jedoch nicht in der Lage, selbst einfache schriftliche Sätze zu verstehen. Ganz zu schweigen von Verträgen, Bürgerinformationen, Packungsbeilagen oder Gebrauchsanweisungen.
Dies macht eine uneingeschränkte Teilnahme am gesellschaftlichen und beruflichen Leben unmöglich.
Die Anzahl funktionaler Analphabeten ist in den europäischen Ländern unterschiedlich. Laut verschiedenen Studien haben 10 – 30 % der Bevölkerung Probleme mit Lesen und Verstehen von schriftlichen Informationen.
In Deutschland identifizierte die jüngste „LEO 2018-Studie“ 6,2 Millionen Menschen im Land als funktionale Analphabeten:
Für die EU mit 512 Millionen Einwohnern bedeutet dies, dass 50 bis 150 Millionen Menschen funktionale Analphabeten sind, die keinen Zugang zu schriftlichen Informationen haben.
Viele Jahrhunderte lang waren Bücher und Zeitungen das einzige Medium, das Zugang zu Informationen bot.
Vor dem digitalen Zeitalter gehörte „Lesen eines Buches“ zu den 10 beliebtesten Hobbies.
Eine aktuelle Studie in Polen ergab, dass 63 % der polnischen Bevölkerung während eines Jahres kein einziges Buch gelesen haben. In 22 % aller Haushalte steht nicht ein einziges Buch im Regal.
Deshalb ist auch klar, dass Social Media-Inhalte, die nur aus langen Texten bestehen, sehr unbeliebt sined.
Es muss Bilder, Audio und Video geben, um Aufmerksamkeit zu erregen. Und um leicht konsumierbar zu sein.
Trotzdem liefern Dokumente, Bürgerinformationen und Marketingbroschüren ausschließlich schriftliche Informationen – oft auf einem sehr schwierigen Sprachniveau. So sind sie für funktionale Analphabeten aber nicht zugänglich.
Es ist klar, dass Analphabetismus für die Betroffenen ein großes Problem ist. Denn es schränkt ihre berufliche und soziale Teilhabe stark ein.
Ausserdem gelten Lese- und Schreibschwäche als Tabu. Es fällt sehr schwer, das Problem zuzugeben und Weiterbildung anzunehmen.
Auch Arbeitgeber setzen einfach voraus, dass alle Mitarbeiter lesen und schreiben können. Kaum jemand hat bei der Leistungsbeurteilung eine mangelnde Alphabetisierung auf dem Radar. Schlampig, nicht interessiert, unkonzentriert – das ist oft der falsche Eindruck von einem eigentlich willigen, fleißigen, aber nicht ausreichend alphabetisierten Mitarbeiter.
Dabei hat dieses Problem noch größere Auswirkungen. Denn es bedeutet, dass 10 – 30 % der Verbraucher keinen Zugang zu Informationen über Produkte haben. Sie werden keine Werbung auf Plakaten, Informationen in Zeitungen oder sogar online verstehen.
Sie werden nicht in der Lage sein, behördliche Schriftstücke, Gebrauchsanweisungen, Sicherheitshinweise oder einen Vertrag zu verstehen.
Die gute Nachricht ist, dass es immer weniger funktionale Analphabeten gibt. Die staatlichen Anstrengungen zur Verbesserung der Bildung zeigen erste Erfolge. Dies ist jedoch ein langfristiges Projekt.
In der Zwischenzeit ist eine mögliche Lösung, Informationen als schriftlichen Text und zusätzlich in Audioformat anzubieten. So wird der Zugang zu Informationen für all jene möglich, die nicht lesen können. Und das sind nicht nur funktionale Analphabeten. Leseprobleme haben Menschen auch aufgrund von Alter, Sehbehinderungen oder kognitiven Beeinträchtigungen.
Die Bereitstellung der Informationen für all diese Menschen wird zu mehr Kunden, einem besseren Image und einem höheren Umsatz beitragen.
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